Direkt am Biedermeierradweg in Nachbarschaft zum einzigartigen Naturdenkmal einer Kalksinterader gelegen befindet sich diese moderne Kapelle im sogenannten „Schwarzviertel“, dem ältesten Teil der Gemeinde Waldegg. Das Bauwerk wurde im Jahre 2011 als Ersatz für die Kapelle am Waldegger Hals errichtet, welche einer Erweiterung der B 21 zum Opfer fiel.
Am Sonntag, dem 29. Mai 2011, weihte GR Pfarrer Gerhard Hackl im Rahmen einer feierlichen Feldmesse unter großer Anteilnahme der Bevölkerung die neue Kapelle ein.
Herr Wolfgang Gstettenbauer war dabei die treibende Kraft, sie an dieser Stelle zu errichten. Die Elisabeth-Kapelle liegt am Fuße des Kressenberges, am Rande des Jagdreviers von Kommerzialrat Friedrich Schmid (1943 – 2020), der im Laufe seines Lebens aus einem kleinen Kalkwerk ein im Baustoffbereich weltweit tätiges Firmenimperium schuf. Man erhielt von ihm nicht nur die Bewilligung hier zu bauen, sondern fand auch in seiner Gattin Elisabeth die Stifterin der neuen Kapelle, die nun der heiligen Elisabeth geweiht wurde.
Die Hl. Elisabeth (1207 – 1231) half den Armen, pflegte Kranke und spendete Trost. Bekannt wurde sie durch die Legende vom „Rosenwunder“. Demnach ging sie verbotenerweise mit einem Korb Brot zu den Armen. Gefragt, was sie in dem mit einem Tuch verhüllten Korb trage, deckte sie ihn auf und dieser war mit Rosen statt mit Brot gefüllt.
An der Errichtung der neuen Kapelle waren mehr als 30 Privatpersonen beteiligt. Die Pläne dafür stammen von Herrn Ing. Josef Grabner. Für die künstlerische Gestaltung der Fassade sorgte der in Waldegg ansässige Maler Rudolf Eis. Den Innenraum ziert ein Kruzifix des Hobbykünstlers Karl Wanzenböck.
Geschichte der „Kapelle am Hals“ und die B 21 - Möglicherweise handelte es sich bei einer der Vorgängerinnen dieser Kapelle um eines der ältesten Monumente der Volksfrömmigkeit in der Pfarrgemeinde: vermutet wird, dass dieses den Christen aus dem Piestingtal den Weg zu ihrer Kirche wies, nachdem der Friedhof bei der 1136 von Adalram von Waldeck gegründeten Pfarrkirche der damals einzige Ort war, an dem sie ihre Verstorbenen bestatten konnten.
Der Zeitpunkt der Errichtung und das Motiv der alten Kapelle liegen im Dunkeln. Auf der „Schweickhardt‘schen Perspektivkarte“ von 1830 ist sie bereits eingezeichnet.
Laut Prof. Hiltraud Ast handelte es sich bei der Kapelle um eine sogenannte „Urlauberkapelle oder ein Urlauberkreuz“. Hier empfing der Pfarrer von Waldegg den Leichenkondukt aus Oed und es wurden Wallfahrer empfangen oder verabschiedet. Bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts war hier auch eine Station der Fronleichnamsprozession. Im Juni 1928 wurde die Kapelle von Jugendlichen aufgebrochen und die Einrichtungen zerstört. Die Täter konnten aber bereits am nächsten Tag ausgeforscht werden.
Ernst Katzer schreibt, dass schon zur Zeit der Römer eine Straße in das Tal führte. Sie wird sogar des Öfteren als „Römerstraße“ bezeichnet, weil man hier später beim Bau der „Gutensteiner Comercialstraße“ 1808 römische Münzen fand. Es ist allerdings nicht sicher, ob es sich hier um eine kontinuierliche Besiedelung des Piestingtales in der Römerzeit handelt.
Beim ursprünglichen Standort der Kapelle begann ein steiler Weg über die Felspartie, in die heute der Waldegger Hals eingeschnitten ist und mit dem bei Hochwasser das überflutete Schwarzviertel umgangen werden konnte. Wie schon erwähnt wurde 1808 in die Felsbarriere ein Hohlweg eingesprengt, der aber sehr steil und schwierig zu befahren und außerdem gefürchtet war , da von der „Zugmayer Leitn“ immer wieder schwere Felsbrocken auf den Weg stürzten.
Im Laufe der Jahre wurden durch Erweiterungen und Vertiefungen der für Eisenbahn (Eröffnung der Bahn 1877) und Straßenverkehr zu befahrende „Waldegger Hals“ in seiner heutigen Form errichtet. Die letzte Erweiterung der Bundesstraße erfolgte 2008 im Zuge derer die Kapelle weichen musste.
Text: Dr. Herbert Stundner/März 2020
Quellen:
OSR Josef Mliner: Waldegger Chronik Folge 110 und 122
Ing. Hans Georg Mößner: private Aufzeichnungen
Ast/Katzer: „Holzkohle und Eisen“,1970 Katzer/Stundner; Piesting im Wandel der Zeiten. 450 Jahre Marktwappen, Piesting 1979
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